Gefangen im „narzisstischen Universum“? Du weißt, was Isolation bedeutet.

Das Gefühl der Isolation entsteht dadurch, dass du dich von dir selbst abgetrennt hast. In dysfunktionalen Familien und toxischen Beziehungen hast du keine andere Wahl.

Wenn du in einer dysfunktionalen Familie aufgewachsen bist, d.h. in einer Familie mit narzisstischen Eltern oder einem narzisstischen Elternteil, in einer Familie mit einer Suchtproblematik, in einer Familie mit psychisch kranken Erwachsenen oder einer Kombination aus all dem, dann weißt du, was Isolation bedeutet.

Wenn du später in einer toxischen intimen Beziehung Lebenszeit verbracht hast, dann weißt du, was Isolation bedeutet.

Dabei kann es durchaus sein, dass du viele Menschen um dich herumhattest und niemals konkret isoliert wurdest und trotzdem das schmerzhafte Gefühl des Getrenntseins kennst. Es kann auch sein, dass du tatsächlich isoliert wurdest, weil Narzissten deine Isolation lieben, um dich besser kontrollieren zu können.

Tatsächliche Isolation stellt sich oft von selbst ein, wenn Überlebende beispielsweise kaum noch Interesse daran haben, Freunde nach Hause einzuladen. Es erscheint ihnen vor dem Hintergrund ständiger narzisstischer Entwertung, Kritik an den Freunden oder narzisstischer Sabotage wie „Streit anzetteln“ und „Dramen heraufbeschwören“ viel zu anstrengend.

Die Unmöglichkeit, das in der toxischen Beziehung Erlebte mit anderen Menschen zu teilen, führt zusätzlich zu innerer Einsamkeit und Isolation. Oft schämen sich die Überlebenden und teilen sich deshalb nicht mit, meist verstehen sie selbst nicht genau, was mit ihnen geschieht, und sehr oft unterstützt das soziale Umfeld den Narzissten oder die Narzisstin. Es gibt Familien, die sich nach einer Trennung auf die Seite des Narzissten stellen statt auf die des eigenen Familienmitglieds, auch wenn dieses den Missbrauch thematisiert.

Narzissmus in der Kindheit führt dazu, dass Kinder sich „falsch“, wertlos und vom Rest der Welt getrennt erleben. Zu Hause ist alles so anders als in „normalen“ Familien, gleichzeitig werden Vater oder Mutter von anderen Menschen hochgeschätzt. Wie könnte ein Kind da nicht glauben, dass mit ihm etwas nicht stimmt? Das Gefühl der Wertlosigkeit und der Nichtzugehörigkeit beeinflusst das Sozialverhalten und führt zur Bindungsunfähigkeit. Das Kind ist dazu verdammt, die „narzisstische Lüge“ mitzutragen. Es kann nie wirklich authentisch sein, denn das würde bedeuten über seine Gefühle zu sprechen und zu zeigen, wie es um es steht.

Deshalb hat das Gefühl des Getrenntseins und der Isolation auch tatsächlich wenig bis gar nichts mit der tatsächlichen Anzahl an Sozialkontakten zu tun. Du kannst vollkommen alleine sein und dich trotzdem mit der Menschheit verbunden fühlen. Das Gefühl der Isolation entsteht, wenn du dich von dir selbst abtrennst. In dysfunktionalen Familien und toxischen Beziehungen hast du keine andere Wahl. Du kannst nur überleben, wenn du das bist, was von dir erwartet wird. Der Preis dafür ist ein schmerzhaftes Gefühl des Getrenntseins.

Wenn du dich „zurückholst“ und zu der Person wirst, die du in Wahrheit bist, stellt sich von selbst ein Gefühl der Verbundenheit ein – mit dir selbst, mit dem Leben und mit anderen Menschen.

Hinweis: Narzissmus bezieht sich hier nicht auf eine psychiatrische Diagnose oder Persönlichkeitsstörung, sondern auf Narzissmus als Persönlichkeitsstil. Narzissmus ist keine Krankheit. Narzissten leiden nicht unter ihrem Persönlichkeitsstil. Sie sind jederzeit zurechnungsfähig und damit für ihr Handeln verantwortlich.

Veröffentlicht in:

Narzissmus, Psychologie

Über die Autorin

Julia Krawitz

Als Psychologin (Master of Science) unterstütze ich dich toxische Beziehungen in deinem Leben zu erkennen, mit toxischen Beziehungen umzugehen und dich vor weiteren toxischen Beziehungen zu schützen.

In toxischen Beziehungen wandelst du wie im Nebel. Ich unterstütze dich bei der Nebelklärung.

Zu meinen Trainings Mehr über mich