Bahia heißt auf arabisch „Schöne“ und ist gleichzeitig der Name eines brasilianischen Bundesstaats. Bahia wird „Ba-ja“ gesprochen, was bei unserem Tierarzt auch nach all den Jahren nicht angekommen ist. Das macht aber nichts. Auch mit gesprochenem „h“ klingt Ba-hi-a weich und liebevoll.
Bahia.
Bahia hat ein weiches und liebevolles Wesen. Ich habe sie in all den Jahren, in denen sie an meiner Seite ist, nie anders erlebt. Obwohl es ein paar Ausnahmen gibt… wenn sie auf eine Katze trifft, wenn ein allzu aufdringlicher Rüde sie nicht in Ruhe lässt oder wenn Männer sie anstarren. Bei den Katzen dreht sie durch, aufdringliche Rüden knurrt sie kurz aber heftig an und starrende Männer werden verbellt.
Wenn andere Hunde aggressiv werden, ignoriert Bahia das professionell. Sie schaut mich nur kurz an und fragt, ob mich das Gezeter ebenfalls kalt lässt. Mit majestätischer Gelassenheit spazieren wir dann an den aufgeregten Artgenossen vorbei. In Situationen, die wirklich brenzlich werden könnten, weil ein Hund es tatsächlich auf sie abgesehen hat, unterwirft sie sich sofort und hat damit noch jeden Konflikt gelöst. Bahia hat keinerlei Bedürfnis nach Bedeutung.
Auf Spaziergängen schenkt sie mir ihr strahlendes Lächeln und drückt kurz ihre warme Schnauze gegen die Innenfläche meiner Hand. Ein kleines eingespieltes Ritual.
Niemand kennt mich so gut wie sie. Mit niemandem verbringe ich so viel Zeit. Wenn wir zusammen sind, weicht sie selten von meiner Seite. Sie beobachtet mich genau und keine noch so kleine Regung kann ihr entgehen. Manchmal berührt mich ihr besorgter Blick und ich versuche ihr zu versichern, dass sie sich keine Sorgen machen muss.
Bahia freut sich über jede Zuwendung und Zärtlichkeit. Wenn man ihr die samtweichen Ohren küsst, grunzt sie glücklich. Sie holt sich außerdem ganz ungeniert Streicheleinheiten bei völlig fremden Menschen. Wenn sie dann fröhlich mit dem Schwanz wedelt, wackelt ihr komplettes Hinterteil und sie sieht aus wie ein wackelnder brauner Kringel.
Der einzige Konflikt, den wir täglich austragen, ist ihre ständige Suche nach Essbarem. Gegen Fressen würde Bahia mich mit Sicherheit eintauschen. Immer wieder schafft sie es, mich auszutricksen und doch schnell ein Stückchen Brezel oder andere Essensreste, im Gras versteckt, zu erschnüffeln und zu verdrücken.
Jeden neuen Tag begrüßt Bahia mit überschwänglicher Wiedersehens- und Lebensfreude. Jeden Morgen lasse ich mich von ihr anstecken. Ich kann mir mein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen und erzähle ihr regelmäßig, dass sie mindestens 14 Jahre alt wird. Ich hoffe es wirkt.
Die Vorstellung eines Tages von ihr Abschied nehmen zu müssen, erfüllt mich schon heute mit unerträglichem Schmerz.