Narzissten und die Komfortzone

In toxischen Beziehungen findet die gezielte und systematische Entmündigung eines Menschen statt. Denn Narzissten brauchen Macht, Dominanz und Kontrolle über andere Menschen.

Echte Liebe will, dass der andere stark, unabhängig und selbstbestimmt lebt und freut sich am Wachstum des anderen. Nicht so der Narzisst. Narzissten tun alles, um andere Menschen von sich abhängig zu machen und ihnen die Flügel zu stutzen, damit sie nicht entkommen können.

So schaffen Narzissten in Beziehungen eine trügerische Komfortzone, die den Partner oder auch die eigenen Kinder an Wachstum, Autonomie und Selbstbestimmung hindern soll. Dies geschieht durch Infantilisierung und großzügige Unterstützung bei der NICHTLÖSUNG eigener Probleme.

Während sie auf der einen Seite ihre Beziehungspartner für Probleme mit bestimmten Herausforderungen herabsetzen oder sogar demütigen, setzen sie gleichzeitig alles daran, dass diese die Herausforderungen auf keinen Fall selbst lösen oder bewältigen. Die einfachste Strategie besteht darin, ihnen das Problem abzunehmen und es für sie zu lösen. So profitieren sie gleich doppelt: Der Partner oder das eigene Kind bleibt schwach und abhängig und ist gleichzeitig zu Dankbarkeit verpflichtet. Sie legen dem anderen Menschen damit gleich zweimal Ketten an.

Während gesunde Eltern versuchen, ihre Kinder zu ermutigen, stark, selbstbewusst und unabhängig zu werden, verhindern narzisstische Eltern genau dies, indem sie ihre Kinder in die bequeme Komfortzone zurückdrängen. In einer geteilten Elternschaft mit einem Narzissten muss der gesunde Partner daher ständig gegen diese Entmündigung der eigenen Kinder ankämpfen. Da die Komfortzone für die Kinder so einfach und scheinbar positiv ist, steht der Narzisst oder die Narzisstin in den Augen der Kinder entsprechend gut da. Während der gesunde Elternteil gerade das Unbequeme fordert und damit kaum eine Chance hat – weder, dass die Kinder dieser Forderung folgen, noch, dass sie verstehen, dass es zu ihrem Besten ist.

Dasselbe gilt für die intime Beziehung. Eine gesunde Beziehung entmündigt den anderen nicht. Im Gegenteil: Sie wirkt auch als Spiegel für Unzulänglichkeiten und Unsicherheiten und ermutigt den anderen, diese selbst zu lösen. Daraus erwachsen Selbstbewusstsein, Autonomie und Freiheit. Für einen Menschen, der in seiner Kindheit in einem narzisstischen Elternhaus systematisch entmündigt wurde, kann sich das daher zunächst alles andere als „gut“ anfühlen.

Die Heilung von toxischen Beziehungen und einem dysfunktionalen Elternhaus ist eben alles andere als einfach. Es ist ein extrem harter und herausfordernder Kampf zu Autonomie und Selbstbestimmung, den die Überlebenden im besten Fall alleine führen. Denn jede Form von erneuter Abhängigkeit legt wieder Fesseln an und verhindert, dass der Mensch sich endlich stark und fähig fühlt, seine Probleme und Herausforderungen zu meistern.

Hinweis: Narzissmus bezieht sich hier nicht auf eine psychiatrische Diagnose oder Persönlichkeitsstörung, sondern auf Narzissmus als Persönlichkeitsstil. Narzissmus ist keine Krankheit. Narzissten leiden nicht unter ihrem Persönlichkeitsstil. Sie sind jederzeit zurechnungsfähig und damit für ihr Handeln verantwortlich.

Veröffentlicht in:

Heilung, Narzissmus, Psychologie

Über die Autorin

Julia Krawitz

Als Psychologin (Master of Science) unterstütze ich dich toxische Beziehungen in deinem Leben zu erkennen, mit toxischen Beziehungen umzugehen und dich vor weiteren toxischen Beziehungen zu schützen.

In toxischen Beziehungen wandelst du wie im Nebel. Ich unterstütze dich bei der Nebelklärung.

Zu meinen Trainings Mehr über mich