Narzissmus: Bist du radikal wunschlos?

Überlebende von Narzissmus haben eines gemeinsam. Sie haben gelernt mit fast nichts zu überleben – ohne echte Zuwendung, ohne emotionale Unterstützung, ohne Hilfe in schwierigen Zeiten und ohne die authentische Sorge nahestehender Menschen für das eigene Wohlbefinden. Aufgrund des umfassend erfahrenen Mangels hat sich eine dazu angepasste innere Überzeugung entwickelt:

Ich brauche nichts. Ich fordere nichts. Ich will nichts.

Wurde diese innere Haltung der radikalen Wunschlosigkeit seit Kindertagen eingeübt, wird sie zur zweiten Haut. Diese Menschen spüren gar nicht, dass sie keine angemessenen Wünsche haben und daher auch nicht zum Ausdruck bringen. Für sie ist es normal und selbstverständlich fast nichts vom Leben und anderen Menschen zu erwarten. In allen Lebensbereichen sind sie sich selbst gegenüber maximal „minimalistisch“ eingestellt.

Radikal wunschlos fühlen sie sich vom Glück ausgeschlossen, weil sie es in ihrer Kindheit tatsächlich waren. Das Glück fand woanders statt. Nicht bei ihnen zuhause. Während andere Kinder ein Mindestmaß an Unbeschwertheit und Geborgenheit erleben durften, mussten diese Kinder, wie kleine Erwachsene, um ihr seelisches Überleben ringen. Extreme Bescheidenheit und die Überzeugung Glück sei nur etwas für andere Menschen hat sich dabei tief in der Seele verwurzelt.

Das hat im späteren Leben einen Einfluss auf sämtliche Lebensbereiche und hält diese Menschen häufig davon ab überhaupt Gutes für sich selbst für möglich zu halten. Während andere Menschen danach streben etwas zu erreichen und sich selbst zu übertreffen, sind sie meist darauf konzentriert ihren Wert zu beweisen, Unsicherheit zu vermeiden und Katastrophen zu verhindern.

Nichts zu wollen und nichts zu fordern gibt dabei ein gewisses Maß an Sicherheit. Wer wunsch- und bedürfnislos lebt, kann von anderen Menschen nicht enttäuscht werden. Wer Glück für sich selbst ausschließt, muss keine bösen Überraschungen ertragen.

Wer das Glück nie herausfordert und sich mit einem Minimum zufrieden gibt, verbaut sich aber gerade die Möglichkeit auf Glück. Im Grunde schlägt er seinem Glück die Tür vor der Nase zu, bevor es überhaupt angeklopft hat.

Hinweis: Narzissmus bezieht sich hier ausdrücklich nicht auf eine psychiatrische Diagnose bzw. Persönlichkeitsstörung, sondern auf Narzissmus als Persönlichkeitsstil.

Veröffentlicht in:

Narzissmus

Über die Autorin

Julia Krawitz

Als Psychologin (Master of Science) unterstütze ich dich toxische Beziehungen in deinem Leben zu erkennen, mit toxischen Beziehungen umzugehen und dich vor weiteren toxischen Beziehungen zu schützen.

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