NARZISSMUS: Copy Paste deiner Kindheit

Wenn du mit narzisstischen Bezugspersonen aufgewachsen bist, wurdest du in deiner Kindheit traumatisiert. Vielleicht ist dir das nicht bewusst, weil du ja ein Dach über dem Kopf hattest und auch sonst für dich gesorgt wurde. Da Kindheitstraumata verdrängt werden müssen, damit Kinder unter widrigen Umständen überleben können, ist Unsicherheit darüber „wie schlimm es war“ ganz normal. Außerdem kanntest du ja nichts anderes, also wie solltest du wissen, dass es nicht „normal“ war aufzuwachsen wie du aufgewachsen bist.

Wenn dir die Bewusstheit für dein Kindheitstrauma fehlt, wirst du das gleiche Drama andauernd wie in Copy Paste reinszenieren.

In narzisstischen Familiensystemen kommt es häufig zu unterschiedlichsten Ausnahmesituationen, unter denen Kinder enorm leiden (Alkoholismus, dramatische Trennungssituationen oder verschiedene Formen von Gewalt* u.a.). Aber auch wenn es einigermaßen „ruhig“ war in deiner Kindheit, d.h. es nicht ganz so dramatisch zuging, ist allein das Fehlen von Liebe, Mitgefühl und Aufmerksamkeit für Kinder traumatisierend. Das Vorenthalten von etwas, das Kinder für ihre Entwicklung dringend brauchen, ist genauso schädlich wie Kindern schlimme Dinge zuzufügen.

Dein Trauma steckt dir in den Knochen bzw. in deinem Körper. Selbst wenn du dich nicht erinnern kannst – dein Körper hat alles für dich gespeichert. Trauma bewirkt eine Veränderung deines Nervensystems. Heilung bedeutet diese Veränderung so weit wie möglich rückgängig zu machen.

Wenn du dein Trauma nicht heilst, indem du es dir bewusst machst und die Auswirkungen auf dein Denken, Fühlen und Handeln spürst, bleibst du in einer Art Dauerschleife der Traumareaktion gefangen.

Heilung setzt ein, wenn du dich in deinem Körper anders spürst und erlebst.

Wenn du in deiner Kindheit durch narzisstischen Missbrauch traumatisiert wurdest, erlebst du im späteren Leben mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit emotionale Flashbacks dieses Traumas. Du erfährst dann regelmäßig überwältigende Gefühlszustände wie erdrückende Angst oder Sorge, Scham, Entfremdung, Wut, Kummer und Depression. Die Art und Länge dieser Zustände hängt von der Art und Schwere deines Traumas ab bzw. dem Grad deiner Heilung.

Es handelt sich dabei um Regressionen in überwältigende Gefühlszustände, die du als misshandeltes, missbrauchtes oder verlassenes Kind erlebt hast.

Wenn diese Momente extremer Macht- und Hilflosigkeit plus extremer Scham vorüber sind, bist du wieder in deinem erwachsenen Selbst. Diese regelmäßigen Rückfälle in dein kindliches, verletztes Selbst sind typische Folgen deines Traumas. Je bewusster du diese Wechsel wahrnimmst, je liebevoller du dich in diesen Momenten begleitest und je häufiger du erlebst, dass du dich selbst wieder ins Gleichgewicht bringen kannst, umso mehr schreitet deine Heilung voran.

Um dein Kindheitstrauma nicht wie Copy Paste im Erwachsenenleben immer wieder neu aufzusetzen – besonders gerne mit narzisstischen Partnern / Partnerinnen, die dich ähnlich behandeln, wie die Bezugspersonen deiner Kindheit – musst du dein Nervensystem in ein Gleichgewicht bringen.

Die Überregung des Sympathikus, die sich in deiner Kindheit irgendwann festgefahren hat, muss langsam zurückgefahren werden.

Du wirst dann Liebe nicht mehr mit Angst verwechseln, die du vor deinen narzisstischen Eltern hattest, aber verdrängen musstest. Du wirst Angst wieder spüren können und als solche einordnen. Du wirst verstehen, dass sie „nichts Gutes“ ankündigt. Du wirst dann nicht mehr Menschen in dein Leben ziehen, die dich so fühlen lassen, wie du dich als Kind gefühlt hast. Stress und Herausforderungen werden nicht mehr so leicht deine alt bekannte Traumareaktion der bodenlosen Überforderung triggern können bzw. wirst du schneller und leichter herausfinden.

Wenn du dein Nervensystem heilst, wirst du kein Copy Paste deiner traumatisierenden Kindheit mehr benötigen.

*verbal, emotional, physisch, sexuell

Hinweis: Die Bezeichnung Narzisst / Narzisstin ist in Fachkreisen zum Teil umstritten. Es handelt sich hier ausdrücklich nicht um eine psychiatrische Diagnose bzw. eine Persönlichkeitsstörung. Was hier als Narzissmus bezeichnet wird ist ein Persönlichkeitsstil, der in Beziehungen großen Schaden anrichtet. Narzisstische Menschen zeichnen sich aus durch: Mangel an Empathie, Gefühl von Grandiosität, Berechtigungsdenken, Egozentrik, Unaufrichtigkeit und manipulatives Verhalten.

Veröffentlicht in:

Narzissmus, Trauma

Über die Autorin

Julia Krawitz

Als Psychologin (Master of Science) unterstütze ich dich toxische Beziehungen in deinem Leben zu erkennen, mit toxischen Beziehungen umzugehen und dich vor weiteren toxischen Beziehungen zu schützen.

In toxischen Beziehungen wandelst du wie im Nebel. Ich unterstütze dich bei der Nebelklärung.

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