Von toxischen Beziehungen kann man sich nur abtrennen. Einen klärenden Abschluss gibt es nicht. Das macht die Verarbeitung so schwierig. Etwas bleibt immer offen, steht im Raum – wie ein großes Fragezeichen. So verwirrend und schwierig Beziehungen mit Narzisstinnen und Narzissten sind, so verwirrend und schwierig sind Trennungen von diesen Menschen.
Bei einer gesunden Beziehung, die auseinander geht, können sich die Partner irgendwann ohne größeren Groll voneinander verabschieden. Bei toxischen Beziehungen ist das unmöglich.
Mit Narzisstinnen und Narzissten gibt es keine Klärung. Dazu müssten sie bereit sein sich zu reflektieren. Bei dem Versuch einer Klärung läuft man außerdem Gefahr wieder in das missbräuchliche Muster zu geraten. Narzisstinnen und Narzissten wollen immer nur den Status Quo aufrecht erhalten, der ihrem Image dient. Sie können und wollen sich nicht hinterfragen und schon gar nicht verändern. Die Schuld liegt bei den Anderen.
Wenn ein Mensch nicht mehr bereit ist sich für Narzisst oder Narzisstin aufzugeben und dadurch seinen Zweck aus der narzisstischen Perspektive nicht mehr erfüllt, ist er für den narzisstischen Menschen wertlos. Wozu also Klärung? Selbstreflexion würde außerdem bedeuten der übergroßen Scham zu begegnen, die in jeder Narzisstin und in jedem Narzissten wohnt. Und vor nichts hat dieser Mensch mehr Angst.
So kann es vorkommen, dass der narzisstische Mann „eine Freundschaft“ mit seiner Ex-Partnerin aufrecht erhalten möchte, um sein ausbeuterisches Spiel weiterzuführen. Denn es geht ihm bei der Beziehung mit ihr natürlich nicht um sie als Mensch, sondern darum seine Bedürfnisse (z.B. nach Anerkennung) auch weiterhin durch sie befriedigt zu sehen. Gleichzeitig kann er sich überall damit brüsten, was für ein toller Typ er ist. Denn nicht nur die Neue ist für ihn da, sondern auch noch die Ex und vielleicht noch die Ex-Ex und die Ex-Ex-Ex…
Genauso, wenn Menschen entscheiden den Kontakt zu einem oder beiden narzisstischen Elternteilen abzubrechen – es wird danach nie zu einer Klärung kommen. Wäre eine Klärung möglich, hätten diese Menschen diesen Schritt nicht gewählt.
Einen Abschluss für eine toxische Beziehung musst du für dich selbst finden. Das ist schwierig, denn du hattest es mit einer NICHT-Beziehung zu tun. Mit Fake. Es ging nie um Bindung, Verbindung, Verbundenheit und Nähe. Du hattest nur einen Zweck zu erfüllen. Für etwas, das nicht existiert, einen stimmigen Abschluss zu finden, ist nahezu unmöglich.
Eine Trennung fühlt sich daher an wie Tod. Du musst den Menschen, mit dem du nie wirklich verbunden warst, aus deinem Leben ausradieren. Nur, dass dir noch nicht einmal positive Erinnerungen bleiben. In einer toxischen Beziehung gab es nie etwas Positives. Das hast du nur geglaubt, als du im toxischen Nebel gewandelt bist und Fake für Echtheit gehalten hast.
Das ist unendlich schwer zu fassen für deine Seele, die ganz natürlich nach Verbindung strebt und sich nach einem guten Ende sehnt. Eine toxische Beziehung endet nie im Guten. Narzisstinnen und Narzissten lassen dir nur die Wahl zwischen totaler Selbstaufgabe oder radikaler Abtrennung.
Hinweis: Die Bezeichnung Narzisst / Narzisstin ist in Fachkreisen zum Teil umstritten. Es handelt sich hier ausdrücklich nicht um eine psychiatrische Diagnose bzw. eine Persönlichkeitsstörung. Was hier als Narzissmus bezeichnet wird ist ein Persönlichkeitsstil, der in Beziehungen großen Schaden anrichtet. Narzisstische Menschen zeichnen sich aus durch: Mangel an Empathie, Gefühl von Grandiosität, Berechtigungsdenken, Egozentrik, Unaufrichtigkeit und manipulatives Verhalten.