Narzissmus: Vom Wolf im Schafspelz zum tatsächlichen Wolf?!

Viele empathische und selbstreflektierte Menschen geraten immer wieder in toxische Beziehungen mit Narzissten oder Narzisstinnen. Sie ziehen den narzisstischen Persönlichkeitsstil, der ihre Empathie und großzügige Herzenswärme liebend gerne ausnutzt, geradezu magisch an.

In den meisten Fällen liegt das daran, dass diese Menschen bereits in der Kindheit durch narzisstische Bezugspersonen in einem toxischen Familiensystem geprägt wurden.

Selbst wenn sie dann im Erwachsenenleben Partner oder Partnerinnen wählen, die absolut nicht den Eltern entsprechen (sollen), trickst das Unterbewusstsein sie einfach aus. Es wählt das „Vertraute“ (= Narzissmus), in abgewandelter Form. So wählt es statt dem vulnerablen Narzissmus des Vaters aus der Kindheit, den grandiosen Narzissmus in einem intimen Partner. Oder umgekehrt.

Der vulnerable Narzisst ist der Wolf im Schafspelz, dem niemand „Böses“ zutrauen würde, der aber genauso empathielos, selbstzentriert und ausbeuterisch lebt und handelt, wie der echte Wolf – der grandiose Narzisst -, den man an seinem arroganten und überzogenen Gehabe mit etwas Kenntnis leicht erkennen kann. Natürlich bezieht sich die unbewusste ungesunde Wahl nicht nur auf intime Beziehungen, sondern auch auf Freundschaften, Arbeitsbeziehungen etc.

Narzisstinnen und Narzissten wirken extrem unterschiedlich. Die Psychologie hat daher verschiedene Kategorien (grandioser, verdeckter / vulnerabler, kommunaler Narzissmus u.a.) entwickelt, um die verschiedenen Ausprägungen des narzisstischen Persönlichkeitsstils zu beschreiben. Die toxischen Intentionen narzisstischer Menschen, d.h. das, was sie antreibt, ist hingegen über alle Formen hinweg, nahezu gleich.

Das menschliche Unterbewusstsein fürchtet nichts mehr als vertrautes Terrain zu verlassen. Für Menschen, die in ihrer Kindheit durch narzisstischen Missbrauch geprägt wurden, würde es bedeuten das völlig unbekannte Terrain der gesunden Beziehungen zu betreten. Das ist ein großer Schritt, denn selbst wenn narzisstischer Missbrauch absolut schädlich und äußerst unangenehm ist, hat der früh geprägte Mensch auf unbewusster Ebene viel mehr Angst vor echter Liebe, echter Verbundenheit, echter Intimität und vor Menschen, die ihn wirklich respektieren. Denn Letzteres ist ihm einfach nicht vertraut.

Wenn du dich angesprochen fühlst, und endlich lernen möchtest gesunde und unterstützende Beziehungen einzugehen, empfehle ich dir:

  • Alle neuen Beziehungen, egal welcher Art, extrem langsam einzugehen
  • Dich mit dem Thema Narzissmus zu befassen, was du bereits tust, wenn du diesen Beitrag liest
  • Dich kontinuierlich selbst zu erforschen und auf immer tieferen Ebenen kennenzulernen. Du solltest verstehen, was dich geprägt hat und woher du kommst
  • Die Verbindung zu deinem Körper und deiner Intuition zu „pflegen“. Dein Körper weiß immer, ob du es mit toxischen Menschen zu tun hast. Dein Verstand geht darüber hinweg, weil er feine Signale nicht wahrnehmen kann
  • Gesunde Erfahrungen zu suchen, die du kaum oder gar nicht kennst und zu spüren, wie sie sich anfühlen (z.B. wie fühlt es sich an, wenn jemand deine Grenzen respektiert)
  • Dich selbst mitfühlend an die Hand zu nehmen, um vorsichtig den herausfordernden Schritt in das Terrain, der gesunden Beziehungen zu gehen

Hinweis: Die Bezeichnung Narzisst / Narzisstin ist in Fachkreisen zum Teil umstritten. Es handelt sich hier ausdrücklich nicht um eine psychiatrische Diagnose bzw. eine Persönlichkeitsstörung. Was hier als Narzissmus bezeichnet wird ist ein Persönlichkeitsstil, der in Beziehungen großen Schaden anrichtet. Narzisstische Menschen zeichnen sich aus durch: Mangel an Empathie, Gefühl von Grandiosität, Berechtigungsdenken, Egozentrik, Unaufrichtigkeit und manipulatives Verhalten.

Veröffentlicht in:

Narzissmus, Psychologie

Über die Autorin

Julia Krawitz

Als Psychologin (Master of Science) unterstütze ich dich toxische Beziehungen in deinem Leben zu erkennen, mit toxischen Beziehungen umzugehen und dich vor weiteren toxischen Beziehungen zu schützen.

In toxischen Beziehungen wandelst du wie im Nebel. Ich unterstütze dich bei der Nebelklärung.

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