Warst du als Kind unsichtbar?

Gerade Frauen haben oft das Gefühl nichts „Wichtiges“ zu sagen zu haben oder nicht das Recht zu haben im Zentrum zu stehen. Das hat vielfach mit Erfahrungen aus der Kindheit zu tun, in denen diese Kinder von ihren nächsten Angehörigen wirklich nicht gesehen wurden. In dysfunktionalen Familien bekommt ein Kind oft die Rolle des „unsichtbaren Kinds“ zugewiesen, während ein anderes Kind zum „Sündenbock“ oder zum „besonderen Kind“ gemacht wird. Solche Familien funktionieren über Rollen und nicht über authentische Beziehungen.

Die Bedürfnisse, Eigenheiten, Sorgen, Ängste oder Talente des „unsichtbaren Kinds“ werden systematisch ignoriert. Es ist als würde seine Existenz ausgelöscht. Es existiert nur, um etwas für die anderen Familienmitglieder zu sein, z.B. Unterstützung, Hilfe, Bestätigung.

In der Kindheit nicht gesehen worden zu sein, ist extrem schmerzhaft. Bei Frauen kommt noch die Geschlechterrolle hinzu, die schon früh erfüllt werden muss und viele Frauen ein Leben lang weiter erfüllen – für ein Mädchen bedeutet das angepasst, unauffällig und hilfsbereit zu sein.

Jeder Mensch hat etwas zu sagen und gerade Frauen, die gesellschaftlich nach wie vor gerne zum Schweigen verurteilt werden, sollten sich das Recht herausnehmen gehört und gesehen zu werden.

Wenn du in deiner Kindheit unsichtbar warst, gilt es dir Schritt für Schritt Sichtbarkeit zurückzuerobern. Nur so kann die verletzte Kinderseele, nie wirklich gesehen worden zu sein, nachträglich heilen.

  • Mache dir dazu zuerst einmal bewusst, dass es völlig normal und menschlich ist gehört und gesehen werden zu wollen.
  • Wenn du von Menschen umgeben bist, die deine Sichtbarkeit systematisch unterdrücken, weil sie immerzu selbst im Zentrum stehen müssen oder alles immer ausschließlich mit ihnen zu tun haben muss, dann ist das nicht in Ordnung.
  • Mache dir klar, dass jeder Mensch wertvoll ist und gesehen und gehört werden sollte.
  • Negative Stimmen in dir, die dich bewerten und runtermachen, sobald du aus deiner Unsichtbarkeit heraustrittst, sind meist die verinnerlichten Stimmen der Bezugspersonen aus deiner Kindheit, die dich nicht sehen wollten.
  • Gehe mitfühlend und liebevoll mit dir selbst um. Ungefähr so, wie mit einem Kind, dem du die Angst nimmst und es liebevoll in seinem Lebensausdruck spiegelst und unterstützt.
  • Nutze Gelegenheiten, wo du mit Sichtbarkeit experimentieren kannst, z.B. auf einer Bühne, mit Selfies oder kleinen Videos von dir.
  • Schreibe über das Thema Sichtbarkeit, was es für dich bedeutet und welche Erfahrungen du damit gemacht hast. Taste dich ganz allmählich an deine Sehnsucht heran mit deinem authentischen Selbst wahrgenommen zu werden, ohne dass du eine Rolle erfüllen musst.
  • Meide Menschen, die dich verunsichern bzw. in deren Anwesenheit du dich schlecht (nicht gesehen) fühlst.

Wertvolle Information und Hilfestellung zu Narzissmus und antagonistischen Familienstrukturen findest du bei Dr. Ramani Suryakantham Durvasula (Bücher, Podcast, Programm und YouTube-Channel)

Haftungsausschuss: Die zur Verfügung gestellten Informationen dienen Bildungszwecken und sind kein Ersatz für eine klinische Versorgung. Bitte konsultieren Sie bei Bedarf professionelle Gesundheitsangebote für eine auf Sie zugeschnittene Beratung.

Veröffentlicht in:

Psychologie, Speakerin

Über die Autorin

Julia Krawitz

Als Psychologin (Master of Science) unterstütze ich dich toxische Beziehungen in deinem Leben zu erkennen, mit toxischen Beziehungen umzugehen und dich vor weiteren toxischen Beziehungen zu schützen.

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