Die Bühne macht alle Frauen schön

Die Bühne ist ein mächtiger, magischer und transformierender Ort. Wir müssen nur verstehen, wie wir ihre Magie nutzen können. Die Bühne ist ein heiliger und heilsamer Ort, wenn wir die Fähigkeit besitzen ihre Heilkraft anzuzapfen. In den falschen Händen wird die Bühne zu einem zersetzenden, beschämenden und vernichtenden Ort. Es ist wie bei allen machtvollen Instrumenten – sie können immer auch mit destruktiver Intention zerstörerisch eingesetzt werden.

Die Bühne rückt ins Zentrum, konzentriert den Blick und ermöglicht durch den Fokus der Zuschauer*innen das Verstehen des Wesentlichen. Die Bühne ist ein seelischer Ort, weil sie dazu geschaffen wurde die Seele zu berühren. Sie wird vielfach oberflächlich und seelenleer gemacht, zur reinen Ausstellung und nicht selten zu einer Art Voyeurismus. Das kann nur geschehen, wenn es auch genauso beabsichtigt ist.

Das größte Verbrechen an Frauen und das schwerwiegendste feministische Problem ist die gesellschaftliche Aneignung des weiblichen Körpers. Die Frau ist immer und überall dem bewertenden und grenzüberschreitenden Blick der Gesellschaft auf ihren Körper ausgeliefert. Der weibliche Körper wird in jeder nur erdenklichen Form missbraucht, misshandelt, ausgestellt, erniedrigt und unterdrückt. Der Frau wird sehr früh verwehrt in ihrem Körper frei und zuhause zu sein, denn sie wird systematisch dazu gebracht ihren Körper wie ein Objekt zu behandeln und als solches Übergriffen unterschiedlichster Art zur Verfügung zu stellen. Die „mildeste“ Form des Übergriffs ist die ständige Bewertung durch Männer und durch andere Frauen.

Jede Frau wird unablässig von Anderen und von sich selbst an einer Schablone gemessen, die für den weiblichen Körper vorgesehen, akzeptiert und erwünscht ist. Jede Abweichung von dieser Norm wird mit Ablehnung, Verachtung und Beschämung beantwortet. So dürfen weibliche Körper nicht zu groß, zu kräftig, zu breit, zu schmal, zu behaart oder mit zu viel oder zu wenig Busen versehen sein. Es gibt noch zahlreiche weitere Bewertungskriterien, die auf den weiblichen Körper angewendet werden. Insgesamt lässt sich feststellen: es zählt Konformität, nicht Einzigartigkeit.

Die Bühne, als heiliger Ort der Seele, liebt Einzigartigkeit.

Konformität auf der Bühne ist tödlich, weil sie die Herzen nicht in Schwingung versetzt. Auf der Bühne sind alle Frauen schön, weil die heilige Bühne es den Zuschauer*innen ermöglicht mit der Seele zu schauen. Die Bühne ist ein archaischer Ort, daher hat Oberflächlichkeit und Falschheit hier nichts verloren. Auf der Bühne bringt jede Darstellerin ihre eigene, ganz persönliche und unverwechselbare Energie zum Ausdruck.

Auf der Bühne geht es nicht um Aussehen, sondern um Ausstrahlung.

Ein Frauenkörper ist immer dann schön, wenn ihre [1] ganz besondere und eigene Kraft ungehindert zum Ausdruck kommen kann. Das ist nur dann möglich, wenn die Darstellerin sich nicht auf ihr Äußeres, sondern auf ihr Inneres konzentriert. Sie macht ihre Seele sichtbar. Das ist die Magie der Bühne.

Die Bühne hat eine heilende und transformierende Kraft, wenn eine Frau sich in ihrer einzigartigen Seelenkraft erlebt. Denn dann fallen alle Beschränkungen, Bewertungen und Ketten, die an ihrem Körper festgemacht wurden, von ihr ab. Die Bühne kann die Vision eine geheilten Gesellschaft vorwegnehmen. Sie zeigt dann Frauen in ihrer wahren Schönheit – kraftvoll, seelenvoll und in allen möglichen äußeren Formen und Variationen, vor denen unsere kranke Gesellschaft so Angst hat, sodass sie ständig bemüht ist Frauen ihrer Einzigartigkeit zu berauben.


[1] Ich verwende an manchen Stellen bewusst die weibliche Form für den weiblichen Körper.

Veröffentlicht in:

Feminismus, Körper, Speakerin

Über die Autorin

Julia Krawitz

Als Psychologin (Master of Science) unterstütze ich dich toxische Beziehungen in deinem Leben zu erkennen, mit toxischen Beziehungen umzugehen und dich vor weiteren toxischen Beziehungen zu schützen.

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