Sexismus will deine Sichtbarkeit verhindern

Den meisten Frauen ist nicht bewusst, wie stark Sexismus ihr Leben beeinflusst und wie sehr Sexismus sie einschränkt. Mir war das für mein Leben nicht bewusst, bis ich angefangen habe mich mit dem Thema zu beschäftigen. Das Ausmaß von Sexismus ist uns Frauen nicht klar, weil es für uns „normal“ ist tagtäglich mit Sexismus konfrontiert zu sein. Wir kennen es nicht anders.

Es fängt damit an, wie wir Frauen angeschaut werden. Jede Frau kennt das unangenehme und übergriffe „angeglotzt werden“ auf der Straße oder anderswo, nur weil wir in einem Frauenkörper stecken. Auf diese Art angeschaut zu werden hat nichts mit respektvoller Anerkennung oder Bewunderung zu tun – das wäre in Ordnung – es handelt sich jedes Mal um einen Übergriff. Der übergriffige Mann nimmt sich das Recht mit seinen Blicken einen Besitzanspruch, d.h. eine Aneignung des weiblichen Körpers zum Ausdruck zu bringen. Kein Mann wird jemals solche Blicke durch eine Frau erfahren müssen. Und wenn, würde es ihn nicht in dieser Weise bedrohen, da ein Mann einer Frau körperlich immer überlegen ist.

Übergriffige Blicke sind Sexismus der niedrigsten Stufe, führen aber bereits dazu, dass wir Frauen das Gefühl haben nicht frei zu sein in unserem Körper und uns schützen zu müssen. Am liebsten wären wir gegenüber diesen Blicken unsichtbar. Das steht deinem Wunsch nach Sichtbarkeit diametral entgegen. Wenn du ein Thema hast, mit dem du ins Rampenlicht treten möchtest, d.h. mit dem du gesehen und gehört werden willst, weißt du gleichzeitig bewusst oder unbewusst, dass du dich bei jeder Form von Sichtbarkeit vor Übergriffen schützen musst.

Bei einer Frau reicht schon aus, dass sie ein Foto von sich auf eine Webseite stellt, um „kranke“ Fantasien bei bestimmten Männern auszulösen. Und es gibt unzählige Männer, die sich nicht scheuen eine Frau mit ihren „kranken“ Fantasien zu belästigen. Es ist in unserer Gesellschaft aber genauso an der Tagesordnung, dass Männer Frauen nicht aufgrund ihrer fehlgeleiteten Sexualität und ihrem Berechtigungsdenken belästigen, sondern um sie ganz bewusst einzuschüchtern. Steht eine Frau mit einem Thema im Rampenlicht, muss sie damit rechnen, sexistisch gedemütigt zu werden, weil sie im Rampenlicht steht.

Frauen werden immer und ausnahmslos durch Sexualisierung versucht mundtot zu machen.

Als Frau ins Rampenlicht zu treten ist daher sehr mutig und immer ein feministischer Schritt. Je mehr Frauen für ihre Themen in die Öffentlichkeit treten und sich von sexistischen Übergriffen oder Demütigungen nicht davon abhalten lassen, umso mehr werden sexistische Männer ins Leere laufen. Je mehr du dich aus Angst davor versteckst und in die Unsichtbarkeit zurückziehst, umso mehr Macht gibst du diesen Unterdrückern.

Es beginnt damit zu verstehen, dass kranke Reaktionen auf deine Sichtbarkeit nichts mit dir zu tun haben. Du machst nichts Falsches, oder „Schlechtes“, wenn du dich als Frau zeigst, als die, die du bist und für dein Thema selbstverständlich eintrittst. Das Problem liegt bei Männern, die sich als machtlos erleben und ihre Ohnmacht an uns Frauen auslassen. Das Problem liegt bei einem kranken System patriarchaler Männlichkeit, das Frauen nicht als gleichwertige Menschen verstehen will. Die Vorstellung, dass wir Frauen in Männern etwas auslösen und daher schuldig sind, geht bis auf Adam und Eva zurück. Die Beschämung der Frau ist tief im kollektiven Unterbewusstsein verankert und wird auch heute noch beständig mit Nahrung versorgt.

Es ist an der Zeit das zu verändern. Sei du Teil der Veränderung. Es ist dein Recht als Frau sichtbar zu sein, um deinen Beitrag in dieser Welt zu leisten.

Veröffentlicht in:

Feminismus, Speakerin

Über die Autorin

Julia Krawitz

Als Psychologin (Master of Science) unterstütze ich dich toxische Beziehungen in deinem Leben zu erkennen, mit toxischen Beziehungen umzugehen und dich vor weiteren toxischen Beziehungen zu schützen.

In toxischen Beziehungen wandelst du wie im Nebel. Ich unterstütze dich bei der Nebelklärung.

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