Über das Schreiben

Es ist nicht leicht, einen Text über das Schreiben zu schreiben. Es ist, wie wenn man über das Denken nachdenken möchte oder man versucht, pantomimisch mit seinen Armen seinen Arm darzustellen. Ich möchte es dennoch versuchen. Ich liebe das Schreiben. Und gerade fällt mir gar nicht recht ein, warum eigentlich. Warum liebt der Musiker die Musik oder der Wanderer das Wandern?

Schreiben tut mir gut und es fällt mir leicht. Ja, das muss es sein! Zum Schreiben muss ich mich nie überwinden. Es hat für mich etwas Befreiendes. Ich ruhe mich auf dem Papier aus, ich spaziere darüber hinweg, lasse meine Seele baumeln und schweife in die Ferne. Schließlich mag ich es, an meinen Sätzen zu feilen, die Wörter hin- und herzuschieben, bis ein Text mir gefällt. Denn ein roher Text ist nicht fertig. Man muss ihn kochen. Die Zutaten liegen bereit. Erst dann kann es losgehen. Oder wie ein Tonklumpen, aus dem man nach und nach eine angenehme Form herausknetet.

Ich lese meine Texte wieder und wieder, um mir sicher zu sein. Am besten schlafe ich eine Nacht über einen Text und lese ihn mir am nächsten Morgen noch einmal durch. Gefällt er mir noch, so ist er bereit. Natürlich kann man auch in einem Fluss schreiben, in freier Form, ohne den Text noch einmal zu bearbeiten. Diese Art des Schreibens ist sehr gesund. Ich kann sie Jedem nur ans Herz legen. Sie ist wie tägliche Gymnastik, hält den Geist fit und befreit die Seele von unnötigem Ballast. Ich habe jahrelang täglich so geschrieben, jeden Tag meine Schreibgymnastik gemacht.

Ich schreibe, also bin ich. So kommt es mir vor. In der Schule haben wir einmal gelernt, streng und kritisch mit uns umzugehen. Das steht uns heute leider im Weg. Denn Kreativität mag Strenge nicht. Beim unzensierten Schreiben können wir unseren strengen inneren Lehrer überlisten. Wir schreiben ohne Denkpausen, in einem Atemzug. Und auf einmal sprudeln wir nur so vor Einfällen. Probier‘ es aus, es ist erstaunlich, was alles in uns steckt! Und wir lernen uns selbst dabei ziemlich gut kennen.

Es ist, als ob man sich auf Entdeckungsreise begibt. Wir finden all unsere Erfahrungen wieder, die wir im Leben gemacht haben. Sie warten, wie Schätze, um endlich gehoben zu werden. Da sind auch die kleinen Alltagssorgen, die wir schreibend sortieren können. Oft findet sich dann eine Lösung, wenn man alles aufschreibt. Sie kommt einfach zu uns, wird uns auf dem Papier geschenkt. Wir können dann beschwingt in den Tag gehen.

Am besten schreibt man jeden Morgen, kurz nach dem Aufstehen. Da sind die Gedanken noch frisch und man kommt besser mit sich ins Gespräch, als zu späterer Stunde. Aber Schreiben ist immer gut. Egal, wann und wo man es tut. Ich könnte mir ein Leben ohne Schreiben nicht vorstellen. Ich müsste dann viel wandern gehen. Das ginge eventuell auch.

Veröffentlicht in:

Psychologie

Über die Autorin

Julia Krawitz

Als Psychologin (Master of Science) unterstütze ich dich toxische Beziehungen in deinem Leben zu erkennen, mit toxischen Beziehungen umzugehen und dich vor weiteren toxischen Beziehungen zu schützen.

In toxischen Beziehungen wandelst du wie im Nebel. Ich unterstütze dich bei der Nebelklärung.

Zu meinen Trainings Mehr über mich