Meine Tochter, mein Vorbild

Ich habe meine Tochter schon immer bewundert. Daher ist es für mich ein Leichtes sie zu lieben. Von Anfang an. Ich werde nie vergessen, wie sie direkt nach ihrer Geburt wusste wo es lang geht und was zu tun ist, um an Nahrung zu kommen. Ihr Instinkt funktionierte einwandfrei. Die Natur hätte es nicht besser vorsehen können. Da war mir klar, dass sie im Leben einmal zurechtkommt.

Es gibt nicht EINE richtige Art die eigenen Kinder zu lieben. Es gibt nicht die EINE richtige Mutter, das EINE richtige Kind und den EINEN richtigen Weg.

Wenn ich mich an die Säuglingsliteratur zurückerinnere, die sich Frau so in der Zeit vor und nach einer Geburt zumutet, könnte man fast meinen wir Frauen wären Gebärmaschinen, die einheitliche Standardbabys auf die Welt bringen, die sich allesamt nach Plan entwickeln, wenn nur Frau alles „richtig macht“.

Meine Tochter ist inzwischen zu einer jungen Frau herangewachsen, mit der ich mich wunderbar unterhalten kann. Ich bewundere sie, weil sie ganz anders ist als ich. Das macht es für mich so leicht sie zu lieben. Wenn man sich dauernd im eigenen Kind wiedererkennt, kann das herausfordernder sein. Das ist dann eben eine ANDERE Art der Liebe.

Meine Tochter besitzt fast alles, was ich in ihrem Alter nicht hatte und woran ich heute noch hart arbeite. Sie scheint diese Fähigkeiten mit auf die Welt gebracht zu haben:

Sie weiß genau, was sie will oder immerhin, was sie nicht will.

Sie ruht in sich selbst.

Sie verbiegt sich nicht.

Bei einer kleinen Wanderung wollte ich von ihr wissen, was sie an mir mag und was sie nicht an mir mag. Wie immer war sie sehr klar. Sie mag meinen „Lifestyle“, sie mag an mir, dass es mir egal ist, was andere Menschen von mir denken und sie findet, dass ich „das als Mutter richtig gut mache“. Sie mag nicht an mir, dass ich meine Meinungen so intolerant gegenüber anderen Meinungen vertrete.

Wieder etwas gelernt von meiner schlauen Tochter.

Ich glaube unsere Kinder sind genau deshalb in unserem Leben, damit wir von ihnen lernen. Wir haben nur die irrsinnige Vorstellung, dass sie nur von uns lernen könnten. Dabei verkrampfen wir uns, weil wir immer darauf bedacht sind ihnen etwas beizubringen. Ein Trugschluss. Ich habe meiner Tochter jedenfalls diese wunderbaren Eigenschaften nicht beigebracht. Von mir hat sie die nicht und ich weiß auch nicht, vom wem sie sie haben könnte. Ich vermute aus sich selbst heraus.

Es ist ein Geschenk, von den eigenen Kindern zu lernen.

Um für diese Lernerfahrung offen zu sein, müssen wir eine Norm hinter uns lassen, die unsere Gesellschaft vorschreibt: Wir sollen aus unseren Kindern etwas machen. Wir sollen sie formen, damit sie zu funktionierenden Individuen werden. Ihre Einzigartigkeit spielt dabei eine untergeordnete Rolle und muss sogar bekämpft werden, wenn sie für den späteren Erfolg hinderlich scheint.

Ich glaube, wir sollten alles in Bewegung setzen, damit unsere Kinder das werden, was sie wirklich sind.

Das funktioniert in meinen Augen am besten, indem wir ihnen ihre Freiräume lassen, sie achtsam beobachten und ihnen gut zuhören.

Veröffentlicht in:

Psychologie

Über die Autorin

Julia Krawitz

Als Psychologin (Master of Science) unterstütze ich dich toxische Beziehungen in deinem Leben zu erkennen, mit toxischen Beziehungen umzugehen und dich vor weiteren toxischen Beziehungen zu schützen.

In toxischen Beziehungen wandelst du wie im Nebel. Ich unterstütze dich bei der Nebelklärung.

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