Sklavinnen der Konsumgesellschaft

Jede Frau, die ein Kind zur Welt gebracht hat, weiß, wie kräftezehrend Schwangerschaft, Geburt und die Zeit des Stillens für den weiblichen Körper sind. Der Körper der Frau muss sich danach erst regenerieren, weshalb empfohlen wird, mit der nächsten Schwangerschaft einige Zeit abzuwarten. Seelisch muss das überwältigende Ereignis, sei es noch so positiv bewertet und verlaufen, verarbeitet werden.

Im Normalfall sind Frau und Kind nach der Geburt eine Einheit, die sich allmählich mehr und mehr entflechtet. Nichts auf der Welt könnte schmerzhafter sein als diese Einheit zu stören, indem man der Frau ihr Kind entreißt. In den allermeisten Fällen würde dies einem seelischen Todesstoß gleichkommen.

Das Stillen des Neugeborenen führt die Einheit von Frau und Kind fort und sichert mit der ersten Nahrung die Existenz des neuen zarten Lebens. Im Idealfall ist Stillen harmonischer Ausdruck von Fürsorge, Liebe und Hingabe der Frau für ihr Kind. Gleichzeitig fordert Stillen eine Höchstleistung vom weiblichen Körper. Nicht wenige Frauen kennen das Gefühl von ihrem immer kräftiger und munter werdenden Nachwuchs regelrecht „ausgesaugt“ zu werden. Viele Frauen verlieren in dieser Zeit stark an Gewicht. Die stillende Brust ist abhängig von der Menge an Milch, die sie hervorbringt, oft extrem schmerzempfindlich. Die Frau kann diese Prozesse in gewisser Weise steuern, indem sie ihr Kind ansetzt, um sich zu erleichtern. Nichts wäre abwegiger und demütigender als diese Selbstbestimmung abzugeben.

Alle natürlichen Reproduktionsprozesse weiblicher Rinder, wie Zeugung, Schwangerschaft, Geburt und Säugen werden in unserer modernen Gesellschaft für die Produktion von Milch pervertiert. Sie werden für den menschlichen Verzehr mechanisiert, automatisiert, objektiviert und jeder Form von Selbstbestimmung entledigt. Weibliche Kühe sind Sklavinnen unserer Konsumgesellschaft aufgrund ihres Geschlechts.

Wenn sich Milchbauern mit den bis ins Extrem getriebenen Höchstleistungen von weiblichen Rindern brüsten und neben ausgezehrten Kuhkörpern mit unnatürlich prallen Eutern abfotografieren lassen (die Euter werden hierfür häufig rasiert und eingeölt!), dann sollte wenigstens jede Frau, die schon einmal ein Kind gestillt hat, stellvertretend für das weibliche Rind, vor Scham im Boden versinken.

Milchkühe müssen ungefähr einmal im Jahr ein Kalb zur Welt bringen, damit ihre Milchleistung nicht nachlässt. Sie werden daher regelmäßig zwangsbesamt und ständig schwanger gehalten. Sie können sich nie regenerieren. Das Kalb wird ihnen direkt nach der Geburt weggenommen und je nach Geschlecht entweder ebenfalls der Milchproduktion zugeführt oder eben dem Schlachter. Kühe trauern, wenn ihnen das Kalb entrissen wird und rufen noch Wochen lang nach dem Nachwuchs. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass sich weibliche Rinder in der Milchindustrie seelisch aufgegeben.

Kaum etwas könnte die Verachtung der Frau in der patriarchalen Welt stärker symbolisieren als die Ausbeutung der Kuh in der Milchindustrie. Umso tragischer, dass selbst Frauen den Zusammenhang nicht sehen und zulassen dass die Weiblichkeit einer anderen Spezies systematisch und in brutalster Art und Weise gedemütigt und mit Füßen getreten wird.

Das Ziel der Befreiung der Tiere aus der industriellen Tierhaltung ist daher ein in höchstem Maße feministisches Projekt. Es gilt die weibliche Würde und Selbstbestimmung einer anderen Spezies wieder herzustellen und im Grunde damit auch die der Frau.

Veröffentlicht in:

Ernährung, Lebewesen

Über die Autorin

Julia Krawitz

Als Psychologin (Master of Science) unterstütze ich dich toxische Beziehungen in deinem Leben zu erkennen, mit toxischen Beziehungen umzugehen und dich vor weiteren toxischen Beziehungen zu schützen.

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