Die Putenbrust in Scheiben für 0,96 €, das Kilo Hackfleisch für 0,76 € und den Liter Milch für 0,71 €. Im gleichen Online-Katalog finde ich Aromaduschschaum für 6,68 € und eine glitzernde Barbie für jetzt nur noch 7,75 € statt vormals 16,99 €.
Suchend blättere ich durch das digitale Heft und stelle fest, dass auf allen vierzehn Seiten alle Lebensmittel vom Tier sind.
Was soll’s…
Moment mal. Ausnahmen bestätigen die Regel. Auf Seite 1 finde ich zwischen Waschpulver und Tiefkühlpizza Möhren um 35% reduziert und auf Seite 6 sehr viel Apfelmus. Daneben gleich die Butter.
Müsste ich mich als Veganerin von dieser Auswahl ernähren, sähe es düster aus für mich. Ein paar Möhrchen mit Apfelmus gefällig? Für Menschen, die den Riesenanteil ihrer Ernährung durch tierische Lebensmittel – Fleisch, Wurst, Käse und andere Milchprodukte sowie Eier – decken, sind die Angebote ein Volltreffer. Lässt man Möhrchen und Apfelmus mal beiseite – alles vom Tier.
Was soll’s…
Fast hätte ich doch noch etwas übersehen. Auf Seite 7 finden sich vegane Fleischalternativen direkt neben dem Echtfleisch. Zum Verwechseln ähnlich und im Preis eine ernst zu nehmende Konkurrenz. Geht doch.
Wie? Immer noch nicht zufrieden?!
Ich gehe jetzt noch genauer vor und zähle die einzelnen Produkte durch. Dabei komme ich auf vierundsechzig Lebensmittel (Getränke lasse ich weg), von denen 7 oder 8 (die Zutatenliste ist nicht ersichtlich) nicht vom Tier sind. Das macht 12,5 % rein pflanzliche Lebensmittel und bedeutet, dass im ganzen Katalog etwa 87,5 % der Lebensmittel vom Tier sind.
Dabei heißt es immer, es sei noch nie zuvor so leicht gewesen sich rein pflanzlich zu ernähren. Auf diese Angebote hier trifft das jedenfalls nicht zu.
Wenn man bedenkt, dass die Expert*innen empfehlen 75% der Ernährung durch pflanzliche Lebensmittel zu decken, braucht man sich bei dieser Auswahl an Sonderangeboten nicht wundern, wenn die Botschaft bisher nicht angekommen ist. Ernährungsbedingte Erkrankungen sind wie ein Tsunami auf dem Vormarsch, die Regenwälder brennen weiter, das Klima heizt sich noch mehr auf, die Gülle dampft, Corona wird nicht die letzte Pandemie sein und die Tiere leiden still weiter.
Was soll’s…
Schließlich bedingt das Angebot die Nachfrage. Oder war es andersherum? Wie auch immer, der Online-Katalog mit den Schnäppchen vom Tier macht deutlich, was komplett schiefläuft auf dieser Welt. Wenn die Brust eines Lebewesens 10mal weniger wert ist als ein Duschgel und mit Leben nur an der Ladenkasse sparsam umgegangen wird, dann ist der moralische Bankrott nicht nur erreicht, sondern zur gesellschaftlichen Identität geworden. Dann braucht die Welt sich eigentlich über nichts mehr zu wundern.
Was soll’s…