Die Matrix des Essens

„Willkommen in der Wirklichkeit“ heißt es im legendären Science-Fiction-Film ‚The Matrix‘ (1999), nachdem der Held die rote Pille geschluckt hat. Diese macht es möglich, die Wahrheit über die Matrix – die Scheinwelt, in der alle Menschen gefangen sind – zu erkennen. Genauso könnte man jemanden begrüßen, der an einem bestimmten Punkt seines Lebens die Wahrheit über unser Ernährungssystem und unsere Essgewohnheiten herausfindet.

Wer die rote Pille genommen hat, kann nicht mehr zurück. Die Matrix, in die wir hineingeboren werden, ist für immer verloren. Wer sich hingegen bewusst oder unbewusst für die blaue Pille entscheidet, kann die unglaubliche Lüge über unsere Ernährung, die durch die Werbeindustrie nachhaltig gestützt wird, aufrechterhalten und muss dem wahren Grauen nicht ins Auge sehen.

Von Geburt an wird uns beigebracht, dass es normal, notwendig und natürlich sei, bestimmte Lebewesen für unseren Fleisch- und Milchkonsum zu züchten, auszubeuten und zu töten (Melanie Joy, 2014). Wir hinterfragen dies nicht, weil um uns herum alle Menschen derselben Ideologie entsprechend denken und handeln. Schlucken wir nicht irgendwann die rote Pille, bleibt das so. Wir sind gefangen in der Matrix und sehen ihre zahlreichen Widersprüche nicht.

So fragen wir uns beispielsweise nie, warum wir nicht auch Hunden die Welpen wegnehmen, um ihre Milch zu trinken oder warum wir nicht Katzen vermehren, um sie zu verspeisen. Wir haben gelernt, dass Rinder, Schweine, Schafe und Hühner schmackhaft sind, nicht aber Hunde, Katzen, Affen oder Ratten. Unser Gehirn und unsere Geschmacksnerven passen sich diesem Glaubenssystem an. Beim Essen blenden wir den Zusammenhang zwischen dem Stück Fleisch auf unseren Tellern und den lebendigen, fühlenden Lebewesen aus.

Ganz anders für diejenigen, die die rote Pille schlucken. Sie steht metaphorisch für einen bestimmten Auslöser, der uns mit der Nase darauf stößt oder einen Prozess, der uns allmählich dort hinführt. Zur Tatsache, dass es keinen einzigen vernünftigen Grund gibt, massenweise Lebewesen ihrer natürlichen Freiheit und ihrer existentiellen Grundbedürfnisse zu berauben und sie bestialisch zu töten, um an ihr Fleisch oder ihre Milch zu kommen.

Einmal mit Leib und Seele verstanden, wird der Schmerz des Verrats fast unerträglich. Die Widersprüche, das Ausmaß an Brutalität des Systems und seine katastrophalen Auswirkungen auf die Gesundheit unseres Planeten werden so augenfällig, dass die kollektive Blindheit fast in den Wahnsinn treibt. Die Sehnsucht nach der früheren Unwissenheit kann übermächtig werden. Doch dieser Weg ist für immer verschlossen.

So bleibt nur das Hoffen auf kollektives Erwachen oder auf mehr und mehr Einzelne, die hinzukommen und für sich die rote Pille wählen.

Veröffentlicht in:

Ernährung

Über die Autorin

Julia Krawitz

Als Psychologin (Master of Science) unterstütze ich dich toxische Beziehungen in deinem Leben zu erkennen, mit toxischen Beziehungen umzugehen und dich vor weiteren toxischen Beziehungen zu schützen.

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