Die Lüge vom Opfer: Was Überlebende von Narzissmus wirklich ausmacht

Die meisten Überlebenden von narzisstischem Missbrauch glauben, sie seien schwach. Doch was, wenn genau das Gegenteil wahr ist? Was, wenn sie gerade wegen ihrer Charakterstärken ausgewählt wurden – und genau deshalb so lange gebraucht haben, um aus der toxischen Beziehung herauszufinden?

Narzisstische Manipulation zielt darauf ab, das Selbstbild zu verzerren. Sie soll dafür sorgen, dass Überlebende sich falsch, schwach, wertlos und schuldig fühlen. Und die Gesellschaft spielt dabei mit. Statt zu erkennen, wie pathologisch narzisstische und psychopathische Persönlichkeiten tatsächlich sind, wird das Problem auf jene verschoben, die in ihre Fänge geraten. Dieses verzerrte Selbstbild entsteht also nicht nur durch den Einfluss des Narzissten selbst. Es ist tief in der Gesellschaft – und sogar in der Geschichte der Psychologie – verankert.

Wie die Psychologie die Schuld verdrehte

In den 1960er-Jahren behaupteten psychologische Fachkreise ernsthaft, Frauen, die häusliche Gewalt erfahren, seien masochistisch – sie würden also Schmerz suchen. Schon Sigmund Freud hatte Jahrzehnte zuvor auf gesellschaftlichen Druck hin eine ähnliche Schuldumkehr betrieben. Ursprünglich hatte er bei vielen seiner Patientinnen sexuellen Missbrauch aufgedeckt. Doch als die Gesellschaft diese Realität nicht akzeptieren wollte, entwickelte er eine Theorie, die die Verantwortung den Opfern zuschrieb – den sogenannten Ödipuskomplex. Plötzlich sollten Frauen und Mädchen sich den Missbrauch nur eingebildet haben, weil sie sich angeblich ihren Vätern oder Onkeln hingezogen fühlten.

Das war der Moment, in dem Überlebende pathologisiert und zum Problem erklärt wurden.

Gesellschaftliche Blindheit gegenüber Pathologie

Bis heute will die Welt nicht sehen, wie pathologisch bestimmte Persönlichkeiten in unserer Gesellschaft tatsächlich sind. Diese Menschen treten gut angepasst auf, bewegen sich mitten unter uns, häufig in mächtigen Positionen. Nach außen wirken sie charmant, selbstbewusst, leistungsorientiert – perfekt angepasst an ein System, das ihre Oberflächlichkeit belohnt. Doch ihnen fehlt alles, was Menschlichkeit ausmacht: Empathie, Gewissen, Aufrichtigkeit.

Sie lügen, manipulieren, benutzen andere Menschen für ihre Zwecke und zerstören die Seelen ihrer Partnerinnen. Anstatt diese Realität anzuerkennen, wird weiterhin lieber der gute Charakter jener hinterfragt, die in ihre Fänge geraten.

Die Pathologisierung der Guten

Menschen mit Empathie, Verantwortungsbewusstsein und einem warmen Herzen werden häufig als „co-abhängig“, „zu sensibel“ oder „empathisch bis zur Selbstaufgabe“ bezeichnet. Doch genau diese Eigenschaften bilden das Fundament einer gesunden, menschlichen Gesellschaft. Nicht die Empathischen sind das Problem – sondern eine Kultur, die Kälte, Machtmissbrauch und Täuschung normalisiert.

Die Wahrheit über Charakterstärke

Wer narzisstische Beziehungen überlebt hat, ist nicht schwach. Er oder sie besitzt meist einen besonders guten Charakter – angeboren, tief verwurzelt, nicht erlernt. Gerade deshalb kommt es häufig vor, dass Menschen mit dieser moralischen Integrität sich komplett von ihrer Herkunftsfamilie unterscheiden.

Das größte Risiko für sie besteht darin, zu glauben, andere Menschen würden so ticken wie sie selbst. Wenn diese Fehlannahme sich auflöst, entsteht meist auch ein klarerer Blick auf das eigene Wesen.

Selbstschutz ist die Lösung

Es ist notwendig, die besten Eigenschaften bewusst zu schützen: Empathie, Gewissenhaftigkeit, Aufrichtigkeit, Optimismus und Loyalität. Diese Werte brauchen einen soliden Schutzschild.

Wer lernen möchte, diese Qualitäten zu bewahren, ohne erneut in destruktive Beziehungen zu geraten, findet in meinen Trainings Wege, den eigenen guten Charakter zu schützen.

Veröffentlicht in:

Gaslighting, Narzissmus, Psychologie

Über die Autorin

Julia Krawitz

Als Psychologin (Master of Science) unterstütze ich dich toxische Beziehungen in deinem Leben zu erkennen, mit toxischen Beziehungen umzugehen und dich vor weiteren toxischen Beziehungen zu schützen.

In toxischen Beziehungen wandelst du wie im Nebel. Ich unterstütze dich bei der Nebelklärung.

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