Meist versuchen wir, unseren inneren Konflikten aus dem Weg zu gehen. Wir meiden sie wie der Teufel das Weihwasser und schieben sie so weit wie möglich von uns weg. Das macht uns krank, ängstlich und antriebslos. Oder wir treiben uns zu freudloser Hochleistung, hinter der meist eine tiefe Depression verborgen liegt. Durch die Vermeidung unserer inneren Konflikte verlieren wir unsere kostbare Lebenskraft und wissen irgendwann nicht mehr, wer wir eigentlich sind. Denn unsere Konflikte haben ja zutiefst mit uns selbst zu tun. Sie zeigen uns, was uns wichtig ist oder was uns fehlt. Sie zu umgehen, bedeutet Selbstverleugnung.
Konflikte sind also nicht grundsätzlich etwas Schlechtes, sondern ein Aufruf, hinzuschauen, zu verstehen und zu verarbeiten. Sie fordern Aufmerksamkeit. In ihnen stecken wertvolle Informationen über uns selbst sowie gebündelte Energie, die einen Kanal sucht, um sich auszudrücken. Je größer der Konflikt, desto größer die Ausdruckskraft. Damit sich diese gebündelte Energie nicht gegen uns selbst richtet und uns die Lebenskraft raubt, braucht sie eine Ausdrucksmöglichkeit.
Hier kommt die menschliche Kreativität ins Spiel. Sie hilft uns, Lösungen für unsere Probleme und unseren inneren Schmerz zu finden. Durch künstlerischen Ausdruck geben wir unserer Seele einen Kanal und übersetzen innere Konflikte und Schmerz in sichtbare Bilder. So kann Unangenehmes und Belastendes in der Kunst in Ästhetik und Schönheit verwandelt werden. Kunst ist im wahrsten Sinne des Wortes Alchemie. Sie vermag selbst das Schwerste und Traumatischste in Leichtigkeit zu übersetzen.
Dabei wirkt Kreativität wie Medizin für unsere Seele, denn die gebündelte und blockierte Energie des inneren Konflikts wird genutzt und kann endlich freigesetzt werden. Der Mensch, der sich ausdrückt, wird dadurch transformiert. War er bisher im Schmerz gefangen, kann er diesen im kreativen Ausdruck befreien und sich selbst mit Lebenskraft versehen. Der bis dahin blockierende innere Konflikt kann so zu einer unaufhaltsamen Antriebskraft werden.
