War dein Groß- oder Urgroßvater ein Nazi? Wurde eine Frau in deiner Familie stigmatisiert oder wurde ihr Gewalt angetan? Ob du es willst oder nicht, es beeinflusst dein heutiges Leben, denn narzisstischer Missbrauch und Traumata werden immer von Generation zu Generation weitergegeben und beeinflussen, wie du dich heute fühlst. Und nicht nur das – es beeinflusst auch alle Entscheidungen, die du in deinem Leben triffst.
C.G. Jung soll über die Macht unseres Unbewussten ungefähr Folgendes gesagt haben: „Solange du dir dein Unbewusstes nicht bewusst machst, wird es dein Leben bestimmen und du wirst es Schicksal nennen“.
Vielleicht hast du deine kontrollierende Mutter oder deinen kontrollierenden Vater geheiratet? Das Geschlecht spielt keine Rolle – dein narzisstischer Ehemann kann deiner narzisstischen Mutter sehr ähnlich sein.
Vielleicht hast du dich die meiste Zeit deines Lebens nicht richtig „dazugehörig“ gefühlt, fast wie eine Aussätzige? Das kann damit zusammenhängen, dass deine Mutter ein uneheliches Kriegskind von Eltern aus verfeindeten Nationen war und tatsächlich extreme Ausgrenzung und Stigmatisierung erfahren hat.
Oder hast du dich als Frau gegenüber Männern immer unwohl gefühlt? Das könnte damit zusammenhängen, dass die Männer in deiner Ahnenreihe ein gestörtes Verhältnis zu Frauen und ihrer Sexualität haben. Vielleicht gab es vor drei Generationen einen Vergewaltiger unter deinen Vorfahren. Natürlich hat nie jemand darüber gesprochen. Und genau deshalb spürst du es heute in deinem Körper.
Ob du willst oder nicht, du leidest heute unter den ungelösten Themen und Traumata deiner Vorfahren.
„Seit den 70ern bestätigen die Neurowissenschaften die psychoanalytische Erkenntnis, dass die Traumata von Überlebenden – selbst die dunkelsten Geheimnisse, über die sie nie gesprochen haben – reale Auswirkungen auf das Leben der Kinder und Enkel haben. Diese relativ neuen Studien konzentrieren sich auf die Epigenetik, die nicht genetischen Einflüsse und Modifikationen der Genexpression.“
Calit Atlas, 2024
Du magst die besten Absichten für deine Kinder haben und willst, dass sie glückliche und selbstbestimmte Menschen werden, und doch gibst du ihnen unbewusst das weiter, was dir deine Ahnen auferlegt haben. Du tust es durch deine unbewussten Überzeugungen über dich selbst, das Leben und über dein Lebensgefühl. Wie ein dunkler Generationenvertrag wirkt das Erbe deiner Ahnen in deiner Seele und bestimmt, wie du dich selbst wahrnimmst, fühlst und erlebst. Erst wenn du dich von den Fesseln dieser unbewussten Loyalität befreist und transgenerationale Projektionen zurückweist, wird der toxische Kreislauf mit dir enden.
Ein größeres Geschenk kannst du deinen Kindern nicht machen. Die gute Nachricht: Du brauchst nur dich selbst, um das transgenerationale Trauma abzuschütteln. Die Realität: Heilung ist harte Arbeit, aber sie wird immer belohnt mit einer inneren Stärke und Weisheit, die du dir vor deiner Heilung nicht vorstellen konntest, und mit einem völlig neuen Lebensgefühl.
Bist du bereit, den toxischen Kreislauf zu durchbrechen? Dann gehörst du zu den „Cycle Breakern“. Das sind Menschen, die meist instinktiv wissen, dass es ihre Aufgabe ist, den toxischen Kreislauf ihrer Ahnenreihe zu durchbrechen.
Literatur
Calit, Atlas (2024). Emotionales Erbe. Eine Therapeutin, ihre Fälle und die Überwindung familiärer Traumata. Dumont Buchverlag.
Hinweis: Narzissmus bezieht sich hier nicht auf eine psychiatrische Diagnose oder Persönlichkeitsstörung, sondern auf Narzissmus als Persönlichkeitsstil. Narzissmus ist keine Krankheit. Narzissten leiden nicht unter ihrem Persönlichkeitsstil. Sie sind jederzeit zurechnungsfähig und damit für ihr Handeln verantwortlich.
