Das Wort Charme stammt aus dem Französischen, vom Verb „charmer“ – zu Deutsch: faszinieren, bezaubern, verzaubern. Im deutschen Sprachgebrauch bezeichnet „Charme“ die Eigenschaft eines Menschen, bezaubernd und anziehend zu sein (vgl. Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Charme_10.03.25).
Charme ermöglicht es, andere für sich zu gewinnen, ohne etwas dafür tun zu müssen oder das Vertrauen durch konkretes Verhalten zu gewinnen. Es handelt sich im wahrsten Sinne des Wortes um eine Art „Verzauberung“, die den anderen geistig umnebelt. Er vertraut, fühlt sich hingezogen oder tut etwas, ohne zu wissen warum. Ganz einfach, weil er dem Charme des anderen erliegt. Er verfällt in einen Zustand der Bewusstlosigkeit.
Man könnte es auch Manipulation nennen, Charme ist genau das. Charme ist nicht unschuldig, denn Charme hat eine Absicht. Zumindest dann, wenn wir es mit narzisstischem Charme zu tun haben. Davon zu unterscheiden sind Menschen mit Ausstrahlung, die andere unbeabsichtigt in ihren Bann ziehen. Wie der Begriff „Ausstrahlung“ schon sagt, strahlen sie stärker als andere Menschen und ziehen dadurch mehr Aufmerksamkeit auf sich, wenn sie z.B. einen Raum betreten. Es ist ihre Energie, nicht ihr Charme.
Charme, der eine Absicht verfolgt, ist eine rote Fahne für Narzissmus. Narzissten und Narzisstinnen sind Meister der Manipulation, einfach weil sie andere Menschen genau studieren, um sie zu manipulieren. Ihr größtes Interesse ist es, Macht über andere Menschen zu gewinnen und sie zu kontrollieren. Damit bekämpfen sie das unerträgliche Gefühl innerer Ohnmacht, das sie ständig bedroht. Sie haben Manipulation durch Charme früh gelernt und perfektioniert, um andere zu bewegen, das zu tun, was sie wollen.
Wenn von jemandem gesagt wird, er bekomme immer, was er wolle, dann ist das mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Hinweis auf Narzissmus oder Psychopathie. Er hat die Waffe der Manipulation in seinem Leben häufig benutzt und ständig zielsicherer angewendet.
Ein manipulativer und skrupelloser verbaler Missbrauchstäter kann sehr charmant und reumütig sein, wenn es um sein Fehlverhalten geht. Indem er mit den Gefühlen seiner Partnerin spielt, bekommt er, was er will und lenkt durch Charme immer wieder von seinem Missbrauch ab. Er stürzt sie dadurch beabsichtigt in einen Zustand der Verwirrung und entgeht damit seiner Verantwortung für das Missbrauchsverhalten.
Charme ist daher vor dem Hintergrund von Narzissmus sehr kritisch zu betrachten. Narzissten sind Meister der Täuschung. Sie werden zu dem, was andere sich wünschen – vorübergehend – bis sie im nächsten Moment ihr wahres, verächtliches Gesicht zeigen. Narzissten betrachten andere Menschen als Objekte oder Marionetten, die sie nach ihren Vorstellungen und Interessen zu lenken versuchen. Das ist weder bemerkenswert noch genial, denn jeder Mensch kann das, wenn er es will und allmählich perfektioniert. Der Unterschied: Nicht-narzisstische Menschen haben nicht das Bedürfnis, andere Menschen zu kontrollieren und nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen. Menschenverachtende Manipulation liegt ihnen im Gegensatz zu Narzissten völlig fern.
Hinweis: Narzissmus bezieht sich hier nicht auf eine psychiatrische Diagnose oder Persönlichkeitsstörung, sondern auf Narzissmus als Persönlichkeitsstil. Narzissmus ist keine Krankheit. Narzissten leiden nicht unter ihrem Persönlichkeitsstil. Sie sind jederzeit zurechnungsfähig und damit für ihr Handeln verantwortlich.