Narzissten tun die absurdesten, unverschämtesten, brutalsten und niederträchtigsten Dinge und kommen dann um die Ecke, als wäre nichts gewesen.
Narzissten spielen nach anderen Regeln als du. Du versuchst zwar auch zu gewinnen, bist sicher manchmal eine richtige Ratte, aber es gibt Dinge, die du niemals tun würdest. Du würdest niemals Manipulation als Hauptstrategie einsetzen, um deine Ziele zu erreichen. Manipulation liegt dir fern.
Narzissten sind Menschen, die dich quälen, bis du zusammenbrichst, und dich dann wieder aufrichten. Narzissten sind Menschen, die dich traumatisieren und dann deine extreme Verletzlichkeit ausnutzen, um dich noch enger an sich zu binden.
Meist tun sie einfach so, als wäre nie etwas vorgefallen und sind plötzlich wieder die nettesten und einfühlsamsten Menschen, die man sich vorstellen kann. Natürlich nur bis zum nächsten Vorfall von narzisstischer Wut, Herabsetzung oder Demütigung. Deshalb sind toxische Beziehungen so verwirrend. Dein Gehirn wird in toxischer Art und Weise auf die Menschen konditioniert, die dich missbrauchen.
Ein Trauma führt zu einem erhöhten Bedürfnis nach Bindung und Sicherheit, auch zu den Personen, die das Trauma verursacht haben, wenn keine Alternative zur Verfügung steht. Dies ist besonders der Fall, wenn Eltern ihre Kinder traumatisieren. Die traumatisierten Kinder haben extrem ungesunde, aber starke Bindungen zu ihren traumatisierenden Eltern. Ein ähnliches Phänomen ist als „Stockholm-Syndrom“* bekannt, wenn Entführte eine positive Bindung zu ihren Entführern aufbauen. Das „Stockholm-Syndrom“ ist als Diagnose wissenschaftlich nicht belegt. Man spricht daher besser von „Traumabindung“, einer völlig normalen emotionalen und mentalen Reaktion auf den Ausnahmezustand toxischer Beziehungen.
Der ständige Wechsel zwischen krassem Missbrauchsverhalten und dann wieder total liebevollem Verhalten, verbunden mit der Strategie, so zu tun, als sei nichts gewesen, ist für die Gehirne der Überlebenden teuflisch. Man weiß, dass intermittierende Verstärkung, d.h. „unterbrochene“ Verstärkung durch Belohnung, dazu führt, dass ein Verhalten hartnäckiger bestehen bleibt als bei regelmäßiger Verstärkung**. Bezogen auf die toxische Beziehung bedeutet dies, dass die Bindung der Überlebenden durch das intermittierende Verhalten der Narzissten (liebevoll im Wechsel mit Missbrauch) besonders stark wird.
Außerdem schwächt Gaslighting die Wahrnehmung. Überlebende vergessen sozusagen, was ihnen angetan wird, denn die Narzissten verhalten sich so, als hätte der Missbrauch nie stattgefunden. Wenn Überlebende versuchen, den Missbrauch zu thematisieren, wird ihnen gesagt, dass sie falsch liegen.
Es kann also sein, dass dein Gehirn auch noch Jahre nach Abbruch des Kontakts anspringt, sobald der Narzisst wieder freundlich um die Ecke kommt. Dann ist es wichtig, dass du dich ganz bewusst daran erinnerst, was diese Person dir angetan hat, um deiner Konditionierung entgegenzuwirken.
Hinweis: Narzissmus bezieht sich hier ausdrücklich nicht auf eine psychiatrische Diagnose bzw. Persönlichkeitsstörung, sondern auf Narzissmus als Persönlichkeitsstil.
*https://www.nationalgeographic.de/wissenschaft/2023/12/gibt-es-das-stockholm-syndrom-wirklich-psychologie-kriminalitat
**Lexikon der Psychologie: intermittierende Verstärkung